Söhne und Töchter des ersten Herzogs von Grubenhagen: Frau des späteren Kaisers, Gräfin, Herzog, Junker, Mönch und Nonne
Als der erste Herzog von Grubenhagen, Heinrich l. von Braunschweig, genannt Mirabilis, im Jahr 1322 verstarb, hinterließ er viele Kinder. Wie viele es genau waren, ist nicht klar – in einer herzoglichen Urkunde von 1312 werden sieben Söhne und sieben Töchter genannt. Die Kinder des Herzogs sollten die unterschiedlichsten und abenteuerlichsten Lebenswege gehen. Eine Tochter wurde sogar die Frau des Kaisers von Byzanz.
In der Urkunde von 1312 werden Albert, Friedrich, Conrad, Heinrich, Ernst, Wilhelm, Johann und Adelheid, Alsine (Elisabeth), Agnes, eine zweite Adelheid, Mathilde, Rixa (Richardis) und Margarethe erwähnt. Bei dieser Aufzählung fehlt Otto, der in einer Urkunde von 1296 als Erstgeborener genannt wird, und Bonifacia, auch Facie genannt (1309 erwähnt). Hatte der alte Herzog nicht 14, sondern sogar vielleicht sogar 16 Kinder?
Friedrich wurde Geistlicher und lebte als Mönch in Volkerode. Agnes und Rixa wurden Nonnen im Kloster Osterode. Rixa wurde später (unbestätigte) Äbtissin von Gandersheim. Otto, Albert, Friedrich und Conrad starben wahrscheinlich vor ihrem Vater.
Adelheid, die älteste Tochter verlobte sich mit Gerhard von Eppenstein, dem Neffen des Erzbischof von Mainz, Gerhard II. Die Hochzeit kam allerdings nicht zustande, und Adelheid hat wahrscheinlich später Herzog Heinrich von Kärnten, den späteren König von Böhmen, geheiratet. Mathilde vermählte sich 1311 mit dem Fürsten Johann von Werle. Elisabeth (Alsine) heiratete den Grafen Friedrich von Beichlingen. Margarethe wurde die Frau von Herzog Barnim I, von Pommern. Die zweite Adelheid (Heinrichs vierte Tochter) hat möglicherweise später den Landgrafen von Kassel geheiratet. Doch hier gibt es unterschiedliche Ansichten. Warum gibt ein Vater überhaupt zwei seiner Töchter den gleichen Namen? Erklären würde dies, dass in den alten lateinischen Urkunden die Schwestern Rixa und Agnes von den Herzögen Heinrich, Albrecht und Wilhelm als »sorores uterinae« bezeichnet wurden, was den Schluss zulassen könnte, dass sie vielleicht Herzogs Heinrichs Schwiegertöchter waren.
Nach der Chronik von Georg Max wurde Bonifacia (Facie) die Gemahlin des Kaisers von Byzanz. Neuere Veröffentlichungen nennen allerdings die jüngere Adelheid als Frau des späteren Kaisers. Warum die Tochter eines braunschweigischen Herzog von einem Kaisersohn als Frau gewählt wurde, bleibt offen. Adelheid heiratete 1318 Andronikus III. und nannte sich nach ihrer Hochzeit Irene. Dass ausländische Fürstentöchter nach ihrer Hochzeit am griechischen Hof ihre Namen wechselten, war zu dieser Zeit keine Seltenheit und noch im 19. Jahrhundert am russischen Hof üblich.
Nachdem der älteste Sohn von Heinrich, Otto, früh verstorben war, erbte Heinrich II. die Herzogswürde. Als 25-Jähriger, noch zu Lebzeiten des Vaters, bekam er die Mark Duderstadt. Mit diesem Besitz sollte eigentlich ein fürstliches Leben möglich sein, doch Heinrich II. kam wie sein Vater früh in Geldnöte. Ein Jahr später verpfändete er für 100 Silbermark den Zehnten von Duderstadt auf vier Jahre. Auch die drei anderen Brüder brauchten offenbar Bargeld und machten Grundstücksgeschäfte in großem Stil: Sie verkauften nach dem Tod des Vaters für mehr als 3.000 Mark lötigen Silbers braunschweiger Witte und Wichte unter anderem »das Haus zu Luttere« und die Grafschaft Westerhof. Nach dem Tod von Heinrich Mirabilis regierten die vier überlebende Brüder gemeinsam, aber in Urkunden wird nur Heinrich II. als Herzog bezeichnet, seine Brüder werden Junker genannt. Am 13. Juli 1323 verkündeten sie, sie hätten »einen Bund gemacht mit dreien ihrer Städte, mit Einbeck, Duderstadt und Osterode«.
Einige Zeit später entschloss sich Johann, endgültig als Geistlicher zu leben, er verzichtete für eine Rente von 30 Silbermark auf sein Erbe. 1362 wurde Johannes (Johann) von Grubenhagen Probst des Alexander-Stiftes. Er starb am 23. Mai 1367 und wurde in der Stiftskirche St. Alexandri beigesetzt.
Nach dem Verzicht von Johann blieben drei Brüder, die gemeinsam regierten. 1325 wurde das Fürstentum wieder einmal geteilt. Heinrich bekam Rüdigershagen, Gieboldehausen, Bernshausen, die Goldene Mark, die Hälfte von Herzberg und Lauterberg und einen Teil des Grubenhagen. Die Städte Einbeck, Herberg und Osterode wurden noch gemeinsam regiert. 1327 starb Heinrichs Frau Jutta. Daraufhin verlor er offenbar das Interesse am Regieren und überließ seinen Brüdern die Hoheit über seine Gebiete. Heinrich entschloss sich, die Grafschaft zu verlassen, um Kaiser Ludwig II. den Bayern auf seiner Romreise zu begleiteten. Ein Jahr danach kam es zum Bruch mit dem Kaiser. Heinrich blieb aber im Ausland und zog über Osterreich, Italien und Ungarn nach Byzanz, um seine Schwester zu besuchen. Seine Auslandsaufenthalte im östlichen Europa, vor allem seine spätere Heirat mit Hedwig von Zypern, brachten ihm später den Beinamen »de Graecia« (von Griechenland) oder Heinrich, der Griechenlandfahrer, ein.
In Byzanz traf er seine Schwester nicht mehr an, denn Adelheid-Irene war einige Zeit zuvor verstorben. Heinrich wurde von seinem Schwager Andronicus III., der inzwischen Kaiser geworden war, aufgenommen, und offenbar war sein Verhältnis zu ihm sehr gut, denn Heinrich blieb bis Anfang Januar 1330 in Byzanz, dem heutigen Istanbul (Türkei).
Noch heute gibt es Spuren von den Kindern des Herzogs Heinrich Mirabilis. Im Chor der Münsterkirche hängt die Grabplatte von Probst Johannes. Das Metall ist an den erhabenen Stellen stark abgenutzt – ein Indiz, dass die Platte lange Zeit an einer stark begangenen Stelle gelegen hat. Doch wo? Eine Antwort gibt die Ausgrabung in der Münsterkirche von 1975. Damals fand man 24 Gräber im Boden der Kirche, die auf einer Skizze aus dem Archiv des Autors eingezeichnet sind. Eines der Gräber liegt in der Mittelachse und ragt 90 Zentimeter in die Treppe zum hohen Chor hinein. Im Grab lag ein stark zerfallenes Skelett. Nur Schädel und Röhrenknochen Wurden geborgen. Über die Frage, ob hier Probst Johann begraben liegt, entbrannte sich damals ein Streit. Die sterblichen Überreste wurden an die Universität Göttingen geschickt. Eine Antwort beziehungsweise Analyse des Schädels ließ sich in den Archiven bis jetzt nicht finden.
Text und Foto: Wolfgang Kampa, Einbeck
1 Kommentare
Jei..jei..jei… nun denn ich will nicht die ganze Geschichte hier verbessern, aber was Heinrich II. betrifft, so hat er ganz sicherlich nicht eine “Hedwig von Zypern” geehelicht. Das ist allenfalls niederdeutscher Sprachgebrauch des einfachen Volkes der jeweiligen Zeit. Heinrich II. lernte auf Zypern seine späteres Eheweib Heloise de Ibelin (sprachlich seiner Zeit: “de Ibelang”) eine Verwandte aus dem mächtigen französischen Adelsgeschlecht de Lusignan. Das Haus de Ibelin, bemächtigt durch König Folko von Jerusalem
im 12. Jhd. hatte eine Vielzahl an Lehen bekommen oder errungen (Jaffa/Beirut/Jawne, teils auch Askalon). Nach der Einnahme dieser Ländereien durch Sal ad Din blieb nur Zypern noch als letzte Enklave der u.a. Barone in der Levante übrig. De Ibelin bekam wohlwollend und verwandschaftliche Begünstigungen eine ganze Reihen von Ländereinen und Burgen teils übernommen von den Templern u. Johannitern. Bedenkt man nun zudem noch die im europäischen Adel gepflegte französische Umgangssprache so fehlt es mir wohl, zumindest in diesem Bezug, an ausreichender Gewissenhaftigkeit der Ausführungen. Und demnach kann man jedenfalls mit Sicherheit davon ausgehen, das die genannten Beiträge nicht aus Hist. Museen Limassol oder Nicosia auf Zypern eingeholt wurden.